Über Zen
Zen ist ein spiritueller Erfahrungsweg. Das Ziel ist es, jeden Augenblick vollständig würdigen zu können, ganz "da" zu sein. Und es geht darum, das eigene wahre Wesen zu erfahren: Wer bin ich eigentlich, wenn ich den aktuellen Stress in meinem Leben loslasse, wenn ich mich mit den Verletzungen der Vergangenheit versöhne und mir keine Sorgen um die Zukunft mache?
Zen ist vor rund 1400 Jahren aus der Verbindung von Buddhismus und Taoismus in China entstanden, und gründet sich deswegen auf diese beiden religiösen Traditionen. Zen ist eine religiöse Praxis, die spirituelle Erfahrungen ermöglichen kann. Aber richtig verstanden ist Zen sehr handfest, Zen findet im Alltag statt! Deswegen kann Zen immer auch als Hilfe im Alltag verstanden werden: Zur Ruhe kommen, Durchatmen, Schweigen. Zen ist unserem Verständnis nach an keine Religion gebunden. Bei uns sind Menschen aller Religionen und auch Atheisten willkommen. Aber es ist klar, dass ohne einen Rückgriff auf die buddhistische Philosophie Zen nicht vollständig verstanden werden kann.
Vermittelt wird das Wesen des Zen in der Praxis, in der Meditation und in der Begegnung mit einem Zen-Lehrer. Sitzen (japanisch: „Zazen“) ist die Basis des Zen. Zen ist ein körperlicher Weg. Der Körper ist das Organ der Erkenntnis. Wichtig ist deswegen die äußere Haltung, beim Sitzen und beim meditativen Gehen. Im Zen wird sehr viel Wert auf die Form des Sitzens gelegt, die sich über Jahrtausende als die ideale Form bewährt hat. Diese äußerlich strenge Form gibt uns in paradoxer Weise eine gewaltige innere Freiheit!
Das Schweigen dient der inneren Haltung, der Versenkung in das, was gerade ist. Dieses Schweigen ist ein einzigartiges Bollwerk gegen die mediale Reizüberflutung, der wir uns im Alltag aussetzen. In der Ruhe können wir zu uns selbst finden! Verschiedene Techniken helfen bei der Versenkung, zum Beispiel die Konzentration auf den Atem.
Rund um Zen hat sich eine breite Literatur, haben sich komplexe philosophische Theorien entwickelt. Deren Kenntnis kann hilfreich sein, notwendig ist sie nicht.
Die Zen-Meditation ist leicht zu erlernen. Aber wer den Zen-Weg ernsthaft gehen will, benötigt Ausdauer. Zen muss geübt werden, wie eine Sportart und ein Musikinstrument. Die tägliche Übung zuhause ist wichtig, genauso wichtig aber ist das Sitzen in Gemeinschaft mit anderen, in der wir uns tragen und eine Atmosphäre dichter Konzentration entstehen lassen. Deswegen ist es gut, sich einer Gemeinschaft von gleichgesinnten Menschen anzuschließen und sich mit ihnen gemeinsam auf den Weg zu machen. Dieser Weg bietet unendlich viele Facetten, ist immer wieder neu und er ist nie zu Ende.
" Zen im Leben" steht im weiteren Sinne in der Tradition von "Zanbo-Zen" in Kamakura. Bei dieser relativ jungen Zen-Richtung werden Elemente des Soto - und des Rinzai-Zen miteinander verbunden. Wer will, kann bei uns mit Koans üben, aber das ist jedem freigestellt.
Wir sehen uns mit der "Herzgrund-Sagha" von Mathias Bauberger und mit "Offene Weite" von Stefan Matthias verbunden.